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BUND NRW Naturschutzstiftung

Schmetterling des Jahres 2011: Großer Schillerfalter

Männchen vom Großen Schillerfalter  (R. Roth)

Die BUND NRW Naturschutzstiftung hat - gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. – den Großen Schillerfalter (Apatura iris L.) zum Schmetterling des Jahres 2011 gekürt. Der Große Schillerfalter ist einer der größten und schönsten Tagfalter in unserer Region, aber selten zu sehen. Der Schmetterling verbringt sein Leben vor allem in den Baumkronen naturnaher Mischwälder, in denen auch die Sal-Weide wächst. Diese dient den Schmetterlingsraupen als Futterpflanze.

Der Große Schillerfalter gehört zu den wenigen Schmetterlingen, die sich nicht von Blütennektar ernähren, sondern hauptsächlich von tierischen Produkten wie Exkrementen und Aas. Am späten Vormittag fliegt er aus den Baumwipfeln hinab, um an feuchtkühlen Waldrändern, auf Lichtungen oder Waldwegen Wasser und Nahrung aufzunehmen. Der Große Schillerfalter hat einen ausgeprägten Geruchssinn und lässt sich zur Beobachtung mit stark riechendem Käse anlocken.

Mit über sieben Zentimetern Flügelspannweite bei den Weibchen gehört der Große Schillerfalter zu den größten Schmetterlingen Europas.

Weibchen vom Großen Schillerfalter  (W. Schön)

Die blau schillernden Flügel der Männchen, nach denen der Schmetterling benannt ist, sind bei einem bestimmten Lichteinfall zu sehen und auf winzige Luftkammern in den Flügelschuppen zurückzuführen. Die weiblichen Schmetterlinge haben eine dunkelbraune Färbung. Charakteristisch sind bei Weibchen und Männchen weiße Flecken auf den vorderen Flügeln sowie eine weiße Binde und ein kleiner Augenfleck auf den hinteren Flügeln. Die Flügelunterseite ist rotbraun-weiß und teilweise leicht lila gefärbt mit einem kreisrunden orange Auge mit schwarzblauem Kern.

Unterseite vom Großen Schillerfalter  (A. Dahl)

Im Sommer finden sich Männchen und Weibchen zur Paarung in den Wipfeln markanter Eichen oder Buchen, die den Wald überragen. Das nennt man Treetopping. Das Weibchen legt etwa 250 Eier einzeln an ältere Blätter von niedrigen Sal-Weiden ab. Sind die Raupen geschlüpft, klettern sie an die Spitze der Blattoberseite und spinnen auf der Mittelrippe ein kleines "Sitzpolster“, auf das sie zunächst nach dem Fressen immer wieder zurückkehren. Die grünen Raupen tragen charakteristische "Hörner" am Kopf. Sie fressen das Blatt beidseitig ab und lassen nur die mittlere Blattader unversehrt. Es entsteht so ein typisches Fraßbild. Im Spätherbst ändern sie ihre Farbe und werden bräunlich wie Zweige. Die auf diese Weise getarnten Raupen spinnen sich leicht ein und überwintern nahezu ungeschützt an den Endstücken der Zweige.

Ei vom Großen Schillerfalter  (W. Schön)
Junge Raupe vom Großen Schillerfalter  (M. Zepf)
Überwinternde Raupe vom Großen Schillerfalter  (W. Schön)

Im Frühjahr fressen die Raupen weiter, ändern ihre Farbe wieder zu grün und verpuppen sich im Mai. Die Puppen hängen an der hinteren Körperspitze (= Stürzpuppen) in wenigen Meter Höhe. Sie ähneln mit ihrer Aderzeichnung Weidenblättern. Zwei bis drei Wochen später schlüpfen die Schmetterlinge und fliegen bis Ende Juli, in kühleren Gebieten auch länger. Die Weibchen leben etwas länger als die Männchen.

Ausgewachsene Raupe vom Großen Schillerfalter  (W. Schön)
Puppe vom Großen Schillerfalter  (R. Roth)
Lebensraum vom Großen Schillerfalter  (A. Dahl)

Der Große Schillerfalter ist ein eher seltener Schmetterling, aber in Mittel- und Osteuropa sowie Asien weit verbreitet. Man findet ihn in lichtem Wald auf halbschattigen Wegen mit Weichhölzern wie Weiden und Pappeln am Wegrand.

Deutschlandweit steht der Große Schillerfalter auf der Vorwarnliste. In einigen Bundesländern wird er aber schon als gefährdet eingestuft, da seine Bestände rückläufig sind. Hauptursache des Rückgangs ist, dass junge Weidenbüsche von den Förstern als unerwünschter Unterwuchs entfernt werden, da ihr Holz nur wenig Geld einbringt oder die Pflanzen der maschinellen Holzabfuhr im Wege stehen. Weiden bieten aber auch Larven vieler anderer Insekten Lebensraum und sind für Bienen als erste Nahrung im Jahr von großer Bedeutung.

Der wissenschaftliche Gattungsname "Apatura" stammt aus dem Griechischen: Apaturia ist ein Beiname der Aphrodite; später wurde aus Apaturia dann Apatura. Am besten übersetzt vielleicht mit "Schmetterling der Liebe“. Auch der Artname "Iris" entstammt der griechischen Mythologie: Die Göttin Iris ist die Personifikation des Regenbogens und gilt als Verbindung von Himmel und Erde. Der Bezug zum Schillerfalter besteht in der Farbe der Männchen: Himmelsfarbe (blau) über Erdfarbe (dunkelbraun).

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Weiterführenden Informationen zu Schmetterlingen allgemein und der Bestimmung von Schmetterlingen und Raupen:

www.schmetterling-raupe.de

www.lepiforum.de

www.euroleps.ch

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